Ab 6. September 2023 zeigt die Stiftung nun auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz in der Innenstadt von Leipzig die Ausstellung „Das Denkmal ist…”. Sie informiert, wie der Denkmals-Prozess entstanden ist und wie er sich bis heute entwickelt hat. Ein zentrales Motto der Ausstellung ist „Das Denkmal ist in der Welt, in Europa, in Deutschland, in Leipzig auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz“.
Gesine Oltmanns, Vorstand der Stiftung Friedliche Revolution hebt hervor: „Mit der Ausstellung und dem geplanten Denkmal schauen wir bewusst über den Leipziger Tellerrand. Das Freiheits- und Einheitsdenkmal in Leipzig will natürlich das Andenken an die Friedliche Revolution von 1989 wachhalten, aber zugleich die nachfolgenden Generationen ermutigen, die demokratischen Freiheiten in ihrem eigenen Land zu verteidigen und sich antidemokratischen Bewegungen entgegenzustellen“. Gleichzeitig nehme die Ausstellung auch Bezug auf ähnliche Entwicklungen und Prozesse in Europa. Deshalb werde die Ausstellung ab März 2024 durch sieben deutsche Städte touren.
Die Ausstellung greift grundsätzliche Aspekte von Erinnerungs- und Denkmalsprozessen auf: Welche neuen Perspektiven auf die Geschichte kann ein Denkmal ermöglichen? Wen spricht es an und für wen spricht es? Welche Funktionen soll es in der Gegenwart erfüllen? Was wollen wir kommenden Generationen vermitteln? Wie verändern sich Denkmäler und ihre Betrachtung im Laufe der Zeit?
Dazu nehmen elf internationale Künstler*innen anhand von filmischen Arbeiten Stellung. Denn das künftige Freiheits- und Einheitsdenkmal wird sich in eine Landschaft aus anderen Denkmälern und Erinnerungsorten einfügen und sie um neue Bedeutungen, Erzählweisen und Funktionen erweitern.
Emotionaler Auftakt sind die heimlichen Filmaufnahmen von Siegbert Schefke und Aram Radomski von der Montagsdemonstration am 09.10.1989 in Leipzig, die weltweit gesehen worden sind. Die Künstler*innen Daniel Theiler und Angelika Waniek fragen am Beispiel der Säule auf dem Nikolaikirchhof mit ihrer Arbeit Feel the Weight nach der gegenseitigen Abhängigkeit zwischen einem Denkmal und den Menschen, die es anspricht. Die russische Künstlerin Anna Jermolaewa spürt den Denkmalstürzen und ihren Folgen in der Ukraine nach, seit 2013 diverse Lenindenkmale im Zuge der Ablösungskonflikts mit Russland abgebaut werden. Clara Winter reflektiert mit einer performativen Arbeit über das Leipziger Völkerschlachtdenkmal die Botschaften, die dem Monument eingeschrieben sind und unsere Suche nach einer neuen Deutung in unserer Gesellschaft. (Die vollständige Auflistung der Exponate finden Sie in einer gesonderten Meldung.)
Für die Konzeption der Ausstellung konnten der Kurator Tuan Do Duc mit den Designerinnen und Kuratorinnen Marlene Oeken und Martha Schwindling gewonnen werden. Auch die Ausstellungsarchitektur stammt von Oeken und Schwindling in Zusammenarbeit mit dem Grafikbüro Shortnotice Studio.
Die Ausstellung findet ihren Platz in einer historischen Raumerweiterungshalle, einer mobilen Architektur, die die Ingenieure Helmut und Klaus Both in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts in Mecklenburg entwickelten, selbst „Zeitzeugin“ und zugleich Blickfang und Begegnungsort.
Im Außenbereich der Ausstellung können sich alle Besucher*innen darüber informieren, wie es zur Initiative für das Denkmal kam, wer an seiner Entstehung beteiligt ist, welche Schritte auf dem Weg zum Denkmal schon erfolgt sind und wie es weitergehen soll. Via Litfasssäulen und Aufstellern werden die wichtigsten Fragen rund und das Denkmal beantwortet: Warum braucht es ein Denkmal für die Friedliche Revolution? Für wen ist es gedacht? Wer ist am Denkmalsprozess beteiligt? Wo wird das Denkmal stehen? Wie wird das Denkmal aussehen? Was kostet es und wer bezahlt es?
Ein umfangreiches und dialogorientiertes Rahmenprogramm, u.a. in der Leipziger Denkmal-Werkstatt der Stiftung, ergänzt die Ausstellung um Diskussionsrunden, Lesungen, Workshops und Performances.