FÖRDERN: DIE STIFTUNG ALS FÖRDERIN
Im Förderzeitraum 2024/2025 hat die Stiftung insgesamt 88 Projekte und Kooperationen mit rund 3,9 Millionen Euro unterstützt, darunter rund 60 Förderprojekte der historisch-politischen und kulturellen Bildungs- und Vermittlungsarbeit aus nahezu allen Bundesländern in vielfältigen Formaten: von analogen und virtuellen Ausstellungen, Podcasts, Podiumsdiskussionen, Serious Games über Thementouren, Theaterstücke, Festivals bis hin zu künstlerischen Projekten.
Diese Förderprojekte dokumentieren eindrucksvoll die Vielfalt der demokratischen Bewegungen und Traditionen der deutschen Demokratiegeschichte, vom Hambacher Fest, der Paulskirchenverfassung und den Revolutionen von 1848/49 über die Weimarer Republik und die demokratischen Neuanfänge nach 1945, die Gründung der Bundesrepublik, gesellschaftliche und politische Entwicklungen in den 1960er und 1970er Jahren bis hin zur Friedlichen Revolution im Osten Deutschlands.
Bis zum Bewerbungsschluss im Februar 2024 waren insgesamt 145 Anträge auf Förderung eingegangen, die von der Geschäftsstelle und den Fachgremien der Stiftung – Stiftungsrat und Stiftungsbeirat – bewertet und geprüft wurden. Gefördert werden öffentlich zugängliche, möglichst barrierefreie Bildungs- und Informationsangebote. Im Fokus stehen Projekte, die sich mit den historischen Orten der deutschen Demokratiegeschichte auseinandersetzen und anhand von Individuen, Organisationen, Ereignissen oder Geschichten diese authentischen topografischen Orte sichtbar machen. Ebenso werden Projekte unterstützt, die Erinnerungsorte der Demokratie (Symbole, Institutionen oder immaterielle Orte) thematisieren.
Spitzenreiter bei der Projektförderung war Sachsen mit 11 Projekten, von denen sich im 35. Jubiläumsjahr des Mauerfalls ein großer Teil mit den Themen Widerstand in der DDR und Friedliche Revolution befassen. Danach folgen Rheinland-Pfalz (8), Hessen und Berlin (je 7), Baden-Württemberg und Thüringen (je 5). Die Stiftung bereitet derzeit ihren zweiten Förderaufruf für 2025 vor, der voraussichtlich Ende des Jahres veröffentlicht wird.
VERMITTELN UND VERNETZEN: DIE STIFTUNG ALS GESTALTERIN
Als weitere Säule ihrer Arbeit initiierte die Stiftung 28 Kooperationen und war mit eigenen Veranstaltungen und Programmen aktiv. Hierzu zählt unter anderem die gemeinsam mit der Gesellschaft zur Erforschung der Demokratie-Geschichte e.V. (GEDG) durchgeführte „Tour de Demokratie“. Anlässlich des 75. Geburtstags des Grundgesetzes verband die Etappenfahrt die historischen Verfassungsstädte Weimar, Frankfurt am Main und Bonn. Auf dem Weg machte die Tour in über 20 weiteren Orten Station, wo Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft über die Entstehung des Grundgesetzes und seine Bedeutung in der Gegenwart ins Gespräch kamen.
Aus der Zusammenarbeit zwischen Stiftung und GEDG ging außerdem das kurzweilige Ein-Personen-Theaterstück „Wir das Grundgesetz“ hervor, das derzeit durch die Republik tourt und noch gebucht werden kann. Im Stück erhält das Grundgesetz durch die Schauspielerin Katja Straub eine Stimme, die auf humoristisch-spielerische Weise das GG verkörpert, die wechselvolle Geschichte der deutschen Verfassung erzählt und damit demokratiegeschichtliches Wissen vermittelt.
Die Stiftung unterstützt Geschichtsfestivals an vielen Orten der Republik finanziell und inhaltlich, um Themen der Demokratiegeschichte breitenwirksam zu vermitteln und dabei mit Interessierten und Engagierten ins Gespräch zu kommen. Gemeinsam mit dem Förderverein Weimarer Rendez-vous mit der Geschichte e.V. veranstaltet die Stiftung vom 1. bis 3. November das gleichnamige Festival in Weimar.
Einen ästhetischen Zugang zum Thema Demokratie- und Verfassungsgeschichte bietet die Stiftung mit dem Bildband „Verfassungsorte: Stationen auf dem Weg zur deutschen Demokratie“, der im Kunth Verlag Ende dieses Jahres erscheint. Der Band bietet tiefgehende Einblicke in die räumlichen und historischen Dimensionen von 26 bedeutenden historischen Stätten, die für die Entwicklung der deutschen Demokratie besonders prägend waren und sind und schafft damit einen niedrigschwelligen Zugang zu diesen komplexen Themen.
FACHGREMIEN aus Politik, Wissenschaft, Gesellschaft und Kultur
In den beiden Fachgremien beraten und entscheiden 25 Persönlichkeiten aus Politik, der deutschen und europäischen historisch-politischen Bildungsarbeit und Wissenschaft sowie des Museums- und Gedenkstättenbereichs über Programmgestaltung, Förderrichtlinien und Förderschwerpunkte. Vorsitzende des Stiftungsrats ist Claudia Roth, Staatsministerin beim Bundeskanzler und Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Der Stiftungsbeirat wird von Dr. Anna Kaminsky, Direktorin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, geleitet.
Die Geschäftsstelle der bundesunmittelbaren Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte mit Sitz in Frankfurt am Main ist seit 2024 fördernd und operativ tätig. Stiftungszweck ist es, die Auseinandersetzung in Gesellschaft, Bildungseinrichtungen und Wissenschaft und dadurch des Einzelnen mit der wechselvollen deutschen Demokratiegeschichte seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart zu fördern. Die Stiftung erstrebt dadurch, die Bedeutung und den Wert einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung für ein funktionierendes stabiles und gerechtes Gemeinwesen aufzuzeigen sowie breitenwirksam zu vermitteln. Durch eigene Aktivitäten und Fördermaßnahmen sollen Orte, die mit dieser Demokratiegeschichte verknüpft sind und symbolhaft für die demokratische Tradition in Deutschland stehen, noch stärker in das öffentliche Bewusstsein gerückt werden. Dabei ist die deutsche Demokratiegeschichte in die europäische und weltweite Demokratiegeschichte einzubetten.
STIMMEN ZUR STIFTUNG: „Orte der deutschen Demokratiegeschichte sind Vor-Ort-Mutmacher“
Staatsministerin Claudia Roth, Staatsministerin beim Bundeskanzler und Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien; Vorsitzende des Stiftungsrats der Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte
„Überall auf der Welt werden Demokratien angegriffen, und auch bei uns gerät die Demokratie immer stärker unter Druck. In einer Zeit, in der Demokratiefeinde und Rechtsextremismus erstarken, dürfen wir uns nicht in falscher Sicherheit wiegen. Denn unsere Demokratie ist zwar stark, aber nicht immun. Daher brauchen wir in unserer Gesellschaft gerade jetzt ein stärkeres Bewusstsein für den Wert der Demokratie. Dafür hat die Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte schon in ihrem ersten Jahr einen wertvollen Beitrag geleistet. Mit ihren vielfältigen Aktivitäten hat sie die Zivilgesellschaft und damit die Wehrhaftigkeit unserer Demokratie gestärkt. Dafür bin ich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stiftung sehr dankbar. Die Bundesregierung wird die immens wichtige Arbeit der Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte auch in Zukunft gerne unterstützen.“
Volker Bouffier, Hessischer Ministerpräsident a.D. und Stellv. Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte
„Die Demokratiegeschichte unseres Landes ist eine wechselvolle Aneinanderreihung von Erfolgen und Rückschlägen, von Hoffnungen und Verdrossenheit, von Sicher- und Unsicherheiten, von Fürsprache und Kritik, von Auseinandersetzungen und Kompromissen. Sie ist keine lineare Erfolgsgeschichte, sondern auch eine Geschichte von Kämpfen, Rückschritten und neuen Anläufen. Orte der deutschen Demokratiegeschichte sind Vor-Ort-Mutmacher, Vorbild-Manifeste, Beispielgeber, Motivationsorte, sich für die Demokratie und die Freiheit zu engagieren. Und die Stiftung ist so etwas wie der Coach, der Möglichmacher, Förderer und Insbildsetzer all dieser kleinen und großen Demokratieorte.“
Dr. Anna Kaminsky, Direktorin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und Vorsitzende des Stiftungsbeirats der Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte
„Die neu gegründete Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte hat gerade in Zeiten politischer Verunsicherung eine unschätzbare Aufgabe: Sie kann über ihre Aktivitäten und ihre dezentrale Projektförderung dazu beitragen, das Verständnis für demokratische Rechte zu stärken und deutlich zu machen, dass es immer wieder demokratische Bestrebungen in ganz Deutschland gegeben hat – auch wenn diese zu oft scheiterten oder brutal unterdrückt wurden. Darüber kann sichtbar werden, welchen Preis viele Menschen bereit waren für das zu zahlen, was uns heute oft selbstverständlich scheint: Freiheit und Demokratie. Wie heißt es doch: Für eine Diktatur reicht es, nichts zu tun, Demokratie braucht das Engagement möglichst vieler! Als Vorsitzende des Stiftungsbeirats freue ich mich darauf, gemeinsam mit den Beiratskolleginnen und -kollegen die Stiftung bei ihrer Arbeit zu unterstützen!“
Dr. Kai-Michael Sprenger, Direktor der Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte
„Die Beschäftigung mit der Demokratiegeschichte kann für die aktuelle Demokratiebildung und -vermittlung wichtige Orientierungshilfen geben. Immer wieder haben sich Personen, Gruppen und Bewegungen in unserer Geschichte für mehr politische Partizipation und demokratische Grundrechte eingesetzt. In unserem Selbstverständnis trägt die breite öffentliche Vermittlung der wechselhaften Demokratiegeschichte Deutschlands und ihrer Ereignis- und Erinnerungsorte entscheidend dazu bei, demokratische Werte zu stärken und durch eine Kultur der Erinnerung demokratisches Zusammenleben für die nächsten Generationen zu revitalisieren und zu festigen. Durch die aktive Auseinandersetzung mit der Demokratiegeschichte setzt die Stiftung aktiv ein Zeichen gegen die Apathie und die inneren und äußeren Bedrohungen der heutigen Demokratie. Geschichte ist die Lehre der Veränderung, die uns hilft, zukunftsfähige demokratische Entscheidungen zu treffen und einen wesentlichen Beitrag zum stabilen, gerechten Gemeinwesens zu leisten“.
Pressekontakt:
Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte
David Barth | d.barth@dnb.de | 069 1525 1252
Pia Herzan | p.herzan@dnb.de | 069 1525 1257
Susanne Tenzler-Heusler | kontakt@brandvorwerk-pr.de | 0173 378 6601
Die Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte ist eine bundesunmittelbare Stiftung des öffentlichen Rechts mit Sitz in Frankfurt am Main. Sie ist operativ sowie fördernd tätig und widmet sich der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit der wechselvollen deutschen Demokratiegeschichte und ihrer Ereignis- und Erinnerungsorte. Ziel ist es, die Bedeutung und den Wert der vielfältigen historischen demokratischen Traditionen für eine freiheitlich-demokratische Grundordnung sowie für ein funktionierendes stabiles und gerechtes Gemeinwesen breitenwirksam in die Zivilgesellschaft zu vermitteln. Die deutsche Demokratiegeschichte ist hierbei europäisch eingebettet und global vernetzt. Mehr Informationen auf demokratie-geschichte.de.